domoyega - iStockFeuchtigkeitsschäden in Wohnungen entstehen durch bauliche Mängel, falsches Heiz- und Lüftungsverhalten oder beides zusammen. Die Folgen sind oft Schimmel, gesundheitliche Risiken und Wertverlust. Mit vorbeugenden Maßnahmen, klarer Kommunikation zwischen Mieter und Vermieter und fachgerechter Sanierung lassen sich Schäden dauerhaft vermeiden.

Feuchtigkeitsschäden und Schimmel sind in vielen Wohngebäuden ein wachsendes Problem. Dichtere Bauweisen, moderne Fenster und veränderte Wohngewohnheiten haben das Risiko erhöht. Oft kommt es dabei zu Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern, weil sich die Ursache nicht eindeutig zuordnen lässt. Während Mieter häufig von baulichen Mängeln ausgehen, vermuten Vermieter zu wenig Heizen oder falsches Lüften. Die Wahrheit liegt oft in einer Kombination aus beiden Faktoren.
“Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genauso töten wie mit einer Axt”, sagte schon um die Jahrhundertwende Heinrich Zille, der bekannte Berliner Zeichner und Fotograf. Ob er dabei auch an feuchte- und schimmelpilzbelastete Wohnungen dachte, kann man nur vermuten. Was haben Feuchtigkeitsschäden und Schimmel in der Wohnung nun aber mit der Heizkostenabrechnung zu tun?
Häufige Ursachen für Feuchtigkeitsschäden in Wohnungen
Feuchtigkeitsschäden können viele Gründe haben. Zu den häufigsten zählen:
- Innenkondensation
Überschüssige Luftfeuchtigkeit kondensiert an den kältesten Stellen der Wohnung, etwa in Raumecken oder an Außenwänden. Früher waren dies oft die Fensterscheiben, heute sind es meist schlecht belüftete Wandbereiche. - Extreme Abdichtung
Energiesparende Fenster und moderne Baumaterialien lassen kaum noch Luft durch. Ohne regelmäßige Stoßlüftung steigt die Feuchtigkeit, was das Risiko für Schimmelbildung stark erhöht. - Wärmebrücken
Konstruktive Schwachstellen wie Betonpfeiler, schlecht gedämmte Rollladenkästen oder Zimmerecken führen zu kälteren Oberflächen und damit zu Kondenswasserbildung. - Neubaufeuchte
Neue Baustoffe enthalten viel Restfeuchte. Ohne ausreichendes Heizen und Lüften in den ersten Jahren nach Fertigstellung drohen Schimmelbefall und muffiger Geruch. - Gebäudeschäden
Eindringendes Regenwasser durch undichte Dächer, Fassaden oder Fensteranschlüsse, sowie Rohrbrüche oder defekte Abdichtungen im Keller, erhöhen den Feuchtigkeitsgehalt im Mauerwerk erheblich.
Biologische Grundlagen
Von den rund 10.000 Pilzarten der Erde kommen etwa 100 auch in unseren Wohnungen vor. Schimmelpilzsporen sind mikroskopisch klein, so dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Die Vermehrung der Schimmelpilze erfolgt durch Sporulation, das heißt, der Pilz gibt Millionen von Sporen an die Luft ab. Deren Verbreitung über die Luft ist so wenig zu verhindern, wie die von Staub. Schimmelpilze sind praktisch überall vorhanden und nicht vermeidbar. Sichtbar und damit kritisch werden sie aber erst bei optimalen klimatischen Bedingungen.
Auch wenn es so scheint: Schimmelpilze sind nicht grundsätzlich schlecht. In der Industrie dienen sie zahlreichen nützlichen Zwecken, wie etwa der Herstellung von bestimmten organischen Säuren und Enzymen. Auch viele kulinarische Genüsse gäbe es nicht ohne Schimmelpilze. Denken Sie nur an Käsesorten wie Camembert, Brie oder Roquefort, aber auch Weine aus edelfaulen Trauben, die den Schimmelpilz dringend benötigen. Gesundheitlich können Schimmelpilze sogar ein Segen sein, denn Penicillin – als wirksamer Bekämpfer von Bakterien – wird aus nichts Anderem, als aus speziell gezüchteten Schimmelpilzen hergestellt.
Ideale Schimmelbedingungen
Die allgegenwärtigen Sporen der Schimmelpilze bevorzugen feuchte Untergründe, die eine optimale Material- und Luftfeuchtigkeit bieten. Sie setzen sich fest und beginnen mit ihrer flächenartigen Ausdehnung.
Die meisten Schimmelpilzarten lieben es feuchtwarm und gedeihen am besten bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 % und einer Temperatur von über 20 °C. Bei den Nährböden ist Schimmelpilz nicht anspruchsvoll. Nahezu alle organischen Materialien wie Holz, Teppiche, Tapeten, Tapetenkleister, Stoffe, Leder, Gipsplatten usw. sind eine ideale Basis für Schimmel.
Besonders gerne bilden sich Schimmelpilze auf Raufasertapeten. Das darin eingelagerte Weichholz bildet eine ideale Nahrungsgrundlage für die Pilze. Aber auch Silikonfugen zwischen Kacheln und eine ganze Reihe von synthetischen Materialien sind nicht frei von Schimmel.

Gesundheitliche Risiken und Folgeschäden
Feuchtigkeitsschäden in Wohnungen führen oft zu Schimmelbildung. Schimmelsporen sind in der Luft allgegenwärtig und können Atemwege, Haut und Augen reizen. Langfristig drohen:
- Allergien und Asthma
- Chronische Atemwegserkrankungen
- Hauterkrankungen wie Neurodermitis
- Häufige Kopfschmerzen und Müdigkeit
Auch die Bausubstanz leidet: Holz, Putz, Tapeten und Möbel können dauerhaft beschädigt werden. Zudem mindert Feuchtigkeit den Wert der Immobilie und kann teure Sanierungen nach sich ziehen.
USeePhoto – stock.adobe.comVorbeugung und Lösungen
Mit einfachen, aber konsequent umgesetzten Maßnahmen lassen sich Feuchtigkeitsschäden in Wohnungen weitgehend verhindern:
Bauliche Mängel beheben
Wärmebrücken dämmen, undichte Stellen abdichten, im Zweifel Fachleute beauftragen.
Luftfeuchtigkeit messen
Ein Hygrometer hilft, Werte unter 50 Prozent zu halten.
Richtig lüften
Mehrmals täglich 5 bis 10 Minuten mit Durchzug lüften, besonders nach dem Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen.
Konstante Temperaturen
Keine Räume unter 18 Grad Celsius abkühlen lassen.
Türen schließen
Feuchte Luft nicht in kühlere Räume ziehen lassen, um Kondensation zu vermeiden.
Möbel mit Abstand stellen
Mindestens 5 bis 10 Zentimeter Platz zu Außenwänden schaffen, um Luftzirkulation zu ermöglichen.
Feuchtigkeitsquellen reduzieren
Pflanzen sparsamer gießen, Aquarienabdeckungen regelmäßig reinigen, Biotonnen hygienisch halten.
Hinweis
Schimmelpilze haben Lieblingsplätze, auf die man besonders achten sollte: Ganz tückisch sind Kunststofftapeten und Holzverkleidungen. Hier wächst der Schimmel unsichtbar unter dem Material und wird oft viel zu spät erkannt. Besonders bei heimwerkerseitig angebrachten Holzdecken und Wandtäfelungen wird oft nicht auf eine ordentliche Hinterlüftung geachtet. In extremen Fällen, wie zum Beispiel dem Schimmelbefall von unzugänglichen Hohlräumen, wird man sich der Hilfe eines Fachmanns bedienen müssen. Dieser hat wirksamere Methoden zur Verfügung, die von Begasung mit Bioziden bis zur Ozonbehandlung reichen.
Tipp: Informieren Sie Ihre Mieter und Wohnungseigentümer noch vor dem Einbau von Isolierfenstern über die Notwendigkeit, ab sofort mehr als früher zu lüften. Über den anfangs erhöhten Lüftungsbedarf bei Neubauten sollte man die Mieter, wie auch neu einziehende Wohnungseigentümer ebenso informieren. Wer da nicht aufpasst, bekommt im ersten Jahr eigentlich vermeidbare Schimmelprobleme.
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