emmi - stock.adobe.comSo werden Heizleistungen und Wärmeübergangswerte für Heizkostenverteiler richtig ermittelt
Wer Heizkosten exakt abrechnen möchte, muss mehr tun als nur einen Heizkostenverteiler anbringen. Ohne die fachgerechte Heizkörpererkennung und Bewertung bleiben Verbrauchswerte unzuverlässig. Die Heizleistung und der Wärmeübergang jedes Heizkörpers sind entscheidende Faktoren für die Abrechnung.
Fehlerhafte Bewertungen führen nicht nur zu falschen Kostenverteilungen – sie können auch rechtliche Folgen haben. Das Landgericht Hamburg urteilte: Sind Skalierungsfehler nachweisbar, sind die daraus resultierenden Abrechnungen anfechtbar (LG Hamburg, WM 88, 64). Mieter dürfen in solchen Fällen auf eine Ersatzabrechnung bestehen und diese pauschal um 15 % kürzen.

Wie funktioniert die Heizkörpererkennung und Heizkörperbewertung in der Praxis?
Relevante Normen
Die technischen Grundlagen der Heizkörpererkennung und -bewertung finden sich in folgenden Normen:
- DIN EN 834, für elektronische Heizkostenverteiler
- DIN EN 835 für Verdunstungsgeräte
Was beeinflusst die Anzeige der Heizkostenverteiler?
- Heizkörpertemperatur und Heizdauer.
- Heizleistung und Wärmeübertragung (Kontaktfläche) zum Verteiler.
- Reine Ablesung ohne Bewertung liefert keine realistischen Verbrauchswerte.
Komplexität der Heizkörpertypen
- Es gibt derzeit ca. 8.000 Heizkörpertypen mit rund 200.000 Abmessungen
- Zuordnung durch Monteure vor Ort daher kaum noch möglich
- EDV-gestützte Bewertung durch Spezialisten ist notwendig
- Früher verwendete Skalenbücher sind heute veraltet
Unterschiedliche Wirkungsweisen von Heizkörpern
- Strahlungswärme: z. B. Radiatoren, einfache Plattenheizkörper.
- Konvektionswärme: z. B. mehrlagige Plattenheizkörper mit Konvektionsblechen.

Montage der Heizkostenverteiler
Nur eine fachgerechte Anbringung der Geräte stellt sicher, dass die späteren Verbrauchswerte korrekt erfasst und zuverlässig bewertet werden können.
Standardisierter Ablauf der Montage
Die Anbringung der Heizkostenverteiler erfolgt durch geschulte Monteure nach einem festgelegten Verfahren. Dabei gelten folgende Grundsätze:
- Einheitsskala: Jeder Heizkostenverteiler verfügt über die gleiche Skala. Dadurch wird sichergestellt, dass der Verbrauch durch den jeweiligen Heizkörper ausschließlich über den zugehörigen Bewertungsfaktor korrigiert wird.
- Montagehöhe: Der empfohlene Montagepunkt liegt bei 75 % der Bauhöhe des Heizkörpers und in der horizontalen Mitte. Dies entspricht den Vorgaben aus der DIN EN 834 und DIN EN 835. Für besonders niedrige Heizkörper (unter 410 mm Bauhöhe) wird der Verteiler bei 50 % der Bauhöhe angebracht.

- Befestigungsarten: Die Geräte werden manipulationssicher montiert. Gängige Methoden sind:
- Klemmbefestigung mit verdeckter Verschraubung
- Punktschweißung mit Bolzen
- Klebemontage mit Silikon oder Zwei-Komponenten-Kleber (nur mit Sonderfreigabe)
Fotodokumentation zur Heizkörpererkennung
Nach der Montage wird jeder Heizkörper im Gebäude fotografisch dokumentiert. Diese Bilder dienen der späteren Heizkörpererkennung im zentralen Bewertungssystem. Die Fotos ermöglichen den Vergleich mit der Heizkörperdatenbank und tragen dazu bei, auch seltene oder exotische Modelle eindeutig zu identifizieren. Diese Vorgehensweise ist heute zwingend erforderlich, da die enorme Vielfalt an Heizkörpertypen eine sofortige visuelle Einordnung vor Ort kaum noch erlaubt.
Zwei Heizkostenverteiler bei großen Heizkörpern
Große Heizkörper – z. B. Gliederheizkörper mit über 40 Segmenten oder Plattenheizkörper mit mehr als 4 m Länge – benötigen zwei Heizkostenverteiler. Diese messen jeweils unterschiedliche Temperaturzonen. Beide erhalten dabei nur den halben Bewertungsfaktor, wodurch Doppelerfassungen vermieden werden.

Technisches Aufmaß für die Bewertung
Parallel zur Montage wird das sogenannte Technische Aufmaß erstellt. Es enthält alle relevanten Maße der Heizkörper, darunter:
- Bauhöhe
- Baulänge
- Bautiefe
- Segmentanzahl und -abstände
Zusätzlich werden auch die Daten der Wasserzähler (Warm- und Kaltwasser) erfasst. Alle Informationen fließen später in die zentrale Auswertung ein, bei der die endgültigen Bewertungsfaktoren KQ und KC für die Abrechnung berechnet werden.
Was bedeuten die Bewertungsfaktoren KQ und KC?
KQ-Wert: Heizleistung
- KQ-Faktor = Korrekturwert für Heizkörperleistung.
- Der KQ-Wert beschreibt die Heizleistung eines Heizkörpers.
- Grundlage ist eine standardisierte Normleistung unter Laborbedingungen.
- Je höher die Leistung, desto höher der KQ-Wert.
Ablauf zur Ermittlung der Heizleistung
- Vergleich der Typangaben mit den Fotos.
- Abgleich der Maße mit EDV-Datenbank.
- Bei Differenzen: erneute Nachmessung vor Ort.
- Ergebnis: Heizleistung in Watt → KQ-Faktor.

KC-Wert: Wärmeübergang
- KC-Faktor = Korrektur für die Kontaktgüte zwischen Heizkörper und Verteiler.
- Guter Kontakt → niedriger KC-Faktor.
- Schlechter Kontakt (z. B. bei Konvektoren) → hoher KC-Faktor.
- Ermittelt nach DIN EN 834/835.
- Grundlage: Vergleich der Anzeigegeschwindigkeit am Testkörper.

Heizkörpertausch bedeutet neue Bewertung
Wird ein Heizkörper ersetzt, muss auch der Bewertungsfaktor neu ermittelt werden. Neue Heizkörper haben oft höhere Leistungen – das bedeutet keinen Mehrverbrauch, sondern nur eine andere Verteilung der Kosten.
Vorteile des Einheitsskalen-Systems
- Gleicher Gerätetyp für alle Heizkörper.
- Verbrauch = Ablesewert × Bewertungsfaktor.
- Vorteile gegenüber Produktskalen:
- Exakte Bewertung auf Watt-Basis mit 3 Nachkommastellen.
- Keine Fehler durch manuelle Skalenanpassung.
- EDV-Auswertung und Plausibilitätsprüfung.
- Erkennung aller Heizkörpertypen durch Fotodokumentation.
- Kontrolle durch Bewohner mit einfachem Maßband möglich.
- Hohe Transparenz und Rechtssicherheit.
Technische Grunddatenblätter
Minol-Abrechnungskunden erhalten nach jeder Neumontage oder Modernisierung von Erfassungsgeräten ein Technisches Grunddatenblatt für jede Wohnung. Es dokumentiert sämtliche Heizkörperdaten, Bewertungsfaktoren und Montagedetails.
Das schafft Sicherheit für:
- Eigentümer
- Verwalter
- Wohnungseigentümer
- Mieter
Ein klarer Vorteil: Sind Skalierungsfehler nachweisbar, dürfen Mieter die Abrechnung anfechten. Laut Landgericht Hamburg (WM 88, 64) ist dann eine Ersatzpauschale zu erstellen, die um 15 % gekürzt werden darf. Dieses Risiko lässt sich durch eine standardisierte Heizkörpererkennung und professionelle Bewertung vermeiden.
Fazit
Ohne korrekte Heizkörpererkennung ist keine faire Heizkostenabrechnung möglich. KQ- und KC-Werte müssen fachgerecht ermittelt werden, um die Verbrauchsanzeige korrekt zu bewerten. Eine standardisierte Vorgehensweise durch einen professionellen Messdienst wie Minol schafft Sicherheit für alle Beteiligten.
InsideCreativeHouse – AdobestockImmer auf dem neusten Stand
„*“ zeigt erforderliche Felder an