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Ein Kaltwasservorlauf tritt auf, wenn beim Öffnen des Warmwasserhahns zunächst kaltes Wasser fließt. Das wird oft als Fehler in der Abrechnung vermutet, ist jedoch technisch bedingt. Die tatsächlichen Kosten sind meist sehr gering und werden durch das gesetzlich geregelte Abrechnungssystem fair verteilt.

Wenn erst mal nur kaltes Wasser aus der Leitung kommt

In den meisten Wohnungen fließt beim Aufdrehen des Warmwasserhahns zunächst kaltes Wasser. Grund ist der sogenannte Kaltwasservorlauf – eine unvermeidbare Erscheinung, die durch die Länge der Leitungen und die Dämmung bedingt ist. Auch moderne Warmwasserzähler zählen unabhängig von der Wassertemperatur. Dadurch kann es vorkommen, dass Kaltwasser als Warmwasser erfasst wird.

Wie entsteht ein Kaltwasservorlauf – und wie wirkt er sich aus?

Technische Ursachen:

  • In oberen Etagen sind die Leitungswege länger, dadurch erhöht sich der Kaltwasservorlauf.
  • Nach längeren Nutzungsunterbrechungen, zum Beispiel morgens, kühlt das Wasser in den Rohren ab.
  • Selbst gut isolierte Leitungen verlieren mit der Zeit Wärme.

Unterschied zwischen Systemen:

Steigleitungen (häufig in kleineren Gebäuden): Wasser kühlt in der Leitung ab, Kaltwasservorlauf ist länger.

Kaltwasservorlauf bei Warmwasserentnahmen
Bei der Warmwasserverteilung über Steigstränge kühlt das Wasser in den Leitungen schnell ab. Diese Art der Verteilung eignet sich lediglich für kleinere Gebäude und führt selbst dort häufig zu Beschwerden wegen unzureichend warmem Wasser.

Zirkulationsleitungen (in größeren Gebäuden): warmes Wasser steht schneller zur Verfügung, dafür ist der Energieaufwand zur Erwärmung deutlich höher.

Kaltwasservorlauf bei Warmwasserentnahmen
Warmwasserverteilung mit Zirkulationsleitungen. Das Warmwasser wird ständig neu aufgewärmt. Das erfordert aber einen erheblichen Energieaufwand – selbst bei bester Isolierung der Wasserleitungen.

Abrechnungssysteme:

  • Warmwasser wird in der Regel anteilig nach Verbrauch und Wohnfläche berechnet.
  • Üblich ist ein Verteilungsschlüssel von 50 % Verbrauch und 50 % Grundkosten.
  • Dadurch werden individuelle Unterschiede im Kaltwasservorlauf innerhalb einer Anlage weitgehend ausgeglichen.

Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten durch den Kaltwasservorlauf?

Ein Beispiel zeigt, dass die tatsächlichen Kosten oft überschätzt werden:

  • Täglicher Kaltwasservorlauf: 10 Liter
  • Jahresverbrauch: ca. 3,6 m³
  • Energiebedarf zur Erwärmung: ca. 40 Liter Heizöl oder 40 m³ Erdgas
  • Kosten (bei 0,60 €/Liter): rund 24 Euro jährlich
  • Verbrauchsanteil (bei 50 % Verteilerschlüssel): etwa 12 Euro pro Jahr, also rund 1 Euro pro Monat

Fazit: Selbst bei großzügiger Schätzung handelt es sich um sehr geringe Kosten.

Ist die Warmwasserabrechnung durch den Kaltwasservorlauf ungerecht?

Nein. Zwar zählt der Warmwasserzähler auch die ersten Liter abgekühlten Wassers mit, jedoch wurde dieses Wasser ursprünglich erhitzt und war Teil der zentralen Warmwasserbereitung. Die Verteilverluste gehören somit zum Gesamtsystem und werden über die Grundkosten fair auf alle Nutzer verteilt.

Lohnt sich ein Warmwasserzähler mit Temperaturmessung?

Warmwasserzähler mit Temperaturmessung erfassen nicht nur die durchlaufende Wassermenge, sondern auch die Temperatur. Dadurch könnten sie theoretisch zwischen warmem Wasser und einem Kaltwasservorlauf unterscheiden. In der Praxis sind solche Zähler jedoch kaum verbreitet. Der Hauptgrund liegt in den deutlich höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Standardzählern.

Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse zeigt schnell, dass die Einsparungen durch eine genauere Verbrauchserfassung oft in keinem Verhältnis zum Preis stehen. Die Investitionskosten übersteigen in vielen Fällen den Nutzen, denn es würden meist nur rund 10 bis 20 Prozent der Verbrauchskosten anders verteilt – nicht eingespart – werden.

Zudem bleiben die Leitungsverluste technisch bestehen. Die Verteilung wird lediglich verändert, das Problem selbst aber nicht behoben. Daher gilt der Einsatz temperaturmessender Zähler für die meisten Vermieter und Eigentümer als wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Wasserzähler unterscheiden nicht zwischen Warm- oder Kaltwasser

Fazit: Ist der Kaltwasservorlauf ein Problem?

Nein. Der Kaltwasservorlauf ist eine technische Notwendigkeit und wird durch das gesetzlich geregelte Abrechnungssystem weitgehend neutralisiert. Für den Einzelnen entsteht dadurch keine erhebliche finanzielle Belastung.

Was sollten Vermieter und Mieter beachten?

Empfehlung:

  • Prüfen Sie regelmäßig die Effizienz der Warmwasserverteilung.
  • Optimieren Sie gegebenenfalls die Dämmung der Leitungen.
  • Informieren Sie Mieter transparent über die technische Funktion des Kaltwasservorlaufs und die Abrechnungsweise.

Autor

Titelseite Handbuch der Wärmekostenabrechnung

Quelle: Handbuch der Wärmekostenabrechnung | Frank Peters Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG, 2019

Bildquelle: InsideCreativeHouse – Adobestock
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