Ermittlung der Warmwassertemperatur bei zentralen Heizanlagen

Brunata Minol informiert

Ermittlung der Warmwassertemperatur bei zentralen Heizanlagen

Wichtig für die Formel-Abtrennung der Warmwasserkosten in der Heizkostenabrechnung

Kurz und knapp

Warm­wasser­tem­pera­turen über 60 °C bei zentralen Heiz­anlagen werden zwar immer wieder an­ge­geben, sie sind tech­nisch aber kaum möglich.

Bei kombinierten Heizanlagen, die ein Gebäude mit Heizung und Warm­wasser versorgen, müssen die einheitlich entstandenen Wärmekosten im ersten Schritt in Heiz- und Warm­wasser­kosten aufgeteilt werden. Dazu wird in der Regel ein separater Wärmezähler verwendet. Ist dieser nicht vorhanden, wird die Berechnungs­formel aus der Heiz­kosten­ver­ordnung verwendet.

Ein wesentlicher Faktor in dieser Berechnungsformel für die Warm­wasser­kosten ist die Warm­wasser­temperatur. Wird sie zu niedrig angegeben, sind die Warm­wasser­kosten zu gering, die Heizkosten aber zu hoch. Ist die Warm­wasser­temperatur dagegen zu hoch angegeben, so werden zu viel Warm­wasserkosten, dafür aber zu wenig Heizkosten abgerechnet. Es werden dann zwar alle Kosten auf die Nutzer der Heizanlage verteilt, aber eben im falschen Verhältnis. Typischerweise liegt die mittlere Warm­wasser­temperatur zwischen 50 °C bis 60 °C.

Wo ist die Temperatur des Warmwasser ablesbar?

Je nach Art, Größe, Ausstattung und Alter einer Heizanlage gibt es für den Wohnungs­verwalter oder Vermieter verschiedene Möglich­keiten, die Warm­wasser­temperatur zu ermitteln.

Bei kleineren, älteren Heizanlagen:

Bei kleinen, alten Heizanlagen ist die Warm­wasser­temperatur nicht an der zentralen Heizanlage abzulesen und oft nicht einmal manuell einzustellen. Ein eventuell vorhandener Drehregler mit Thermometer zeigt lediglich die Temperatur des Kesselwassers (nicht des Warmwasser!) an. Sehr häufig wird diese Kessel­wasser­temperatur (meistens zwischen  70 °C und 90 °C) fälschlicherweise als Warm­wasser­temperatur angegeben.

Bei kleineren, modernen Heizanlagen:

An moderneren Kleinanlagen ist die Warm­wasser­temperatur nicht an einem separaten Thermometer abzulesen, dafür aber an einem Regler einzustellen (meistens zwischen 55 °C bis 60 °C). Es kann davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Temperatur auch der Reglereinstellung entspricht.

Bei größeren Heizanlagen:

Die Warmwassertemperatur ist bei großen Heiz­anlagen fast immer an einem Thermometer abzulesen und auch individuell über einen Regler einstellbar. Grund­sätzlich gilt, dass eine Warm­wasser­temperatur über 60 °C sehr unwahr­scheinlich ist. Mehr als 60 °C sind auch durch die Heizungs­anlagen­verordnung verboten, weil dann die Verluste enorm hoch werden. Bei Angabe einer ‘Warm­wasser­temperatur’ über 60 °C handelt es sich meistens um die Kessel­temperatur, also einen zu hohen Wert, der zu einer unrichtigen Abrechnung führt.

Wenn die exakte Messung der Warmwassertemperatur nicht möglich ist, kann sie auch geschätzt werden. Gemäß der Heiz­kosten­ver­ordnung § 9 Abs. 2 Satz 2) kann die Warmwassertemperatur ge­messen oder ge­schätzt werden.

Ist der Wert an der Heizanlage weder durch einen Regler, noch durch ein Thermometer zu ermitteln, empfehlen wir eine Schätzung mit dem Durchschnittswert von 55 °C.

Warmwasser nicht unter 60 Grad

Ein immer wieder zu lesender Spartipp, die Boiler­temperatur unter 60 Grad zu senken, ist falsch. Die Warm­wasser­temperatur eines zentralen Boilers auf 60 Grad zu reduzieren, wenn der zuvor auf 65 oder 70 Grad eingestellt war, ist dagegen unbedingt zu befürworten. Das Gleiche gilt auch für elektrisch betriebene Durch­lauf­erhitzer und Unter­tisch­speicher. Weniger als 60 Grad lassen sich bei nach 1993 ein­gebauten Warmwassererzeugern sowieso nicht einstellen, weil schon seit Jahrzehnten bekannt ist, dass erst bei Temperaturen über 55 Grad das mögliche Legionellen­wachs­tum gehemmt wird und es erst ab 60 Grad zu deren Absterben kommt.

Mehr zur Legionellenprüfung

Eine Richtlinie zur Warmwassertemperatur findet sich im Arbeitsblatt W 551 des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.). Um Legionellen­wachstum zu vermindern, steht dort: Bei nach 1993 errichteten, neuen Warm­wasser­versorgungen ist am Wasseraustritt des Trinkwassererwärmers eine Temperatur von 60 °C zu erreichen. Unter Beachtung von Schaltdifferenzen dürfen es auch 55 °C sein.

Bei modernen Warmwasseraufbereitungen ist also davon auszugehen, dass die Warmwassertemperatur am Boiler­ausgang bei 60 °C liegt. Durch die Abkühlung in den Verteilleitungen um bis zu 10 °C ist deshalb im Regelfall von einer mittleren Warmwassertemperatur mit 55 °C auszugehen.